Laryngorhinootologie 2020; 99(05): 299-307
DOI: 10.1055/a-1114-6452
Originalarbeit

Evaluation des Neugeborenen-Hörscreenings und der pädaudiologischen Konfirmationsdiagnostik

Evaluation of Universal Newborn Hearing Screening and follow-up
Veronika Hall
1   Sektion für Phoniatrie & Pädaudiologie, Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, University Hospital Ulm, Germany
,
Sibylle Brosch
1   Sektion für Phoniatrie & Pädaudiologie, Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, University Hospital Ulm, Germany
,
Thomas Karl Hoffmann
2   Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, University Hospital Ulm, Germany
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Zusammenfassung

Hintergrund Das Neugeborenen-Hörscreening wurde in Deutschland mit dem Jahr 2009 eingeführt. Eine Evaluation des primären Hörscreenings auf der Ebene der Geburtskliniken war bereits bei dessen Einführung vorgesehen. Dieser Beschluss bezog jedoch nicht die nachfolgenden Untersuchungen ein, sodass bisher kaum Evaluationsstudien über die pädaudiologische Konfirmationsdiagnostik von im Hörscreening initial auffälligen Kindern vorliegen.

Methoden 570 Datensätze von im Hörscreening auffälligen Kindern (56 % männlich) der Jahre 2009–2016 wurden im Hinblick auf das Vorliegen einer permanenten Schwerhörigkeit von ≥ 35 dB ausgewertet. Die Einhaltung der Forderungen der aktuellen Leitlinie wurde überprüft. Bei allen Kindern wurde eine Hirnstammaudiometrie (BERA) durchgeführt.

Ergebnisse Eine persistierende Schwerhörigkeit zeigten 24 % der Kinder, davon waren 51 % im Sinne einer Innenohrschwerhörigkeit betroffen, die sich in 73 % bilateral manifestierte. Kinder mit Risikofaktoren für Hörstörungen waren extern nur zu 27 % mit der dafür vorgesehenen automatisierten Hirnstammaudiometrie (AABR) untersucht worden und wurden zeitlich stark verzögert vorgestellt (bei Vorliegen von mindestens 2 Risikofaktoren im Median mit 28 Wochen). Die Gruppe der von der Hörscreening-Zentrale Bayern betreuten Kinder zeigte eine geringfügig frühzeitigere Diagnosestellung und einen geringeren Anteil an Lost-to-follow-up-Fällen (1 % vs. 2 % ohne Betreuung).

Diskussion Die Diagnosestellung gelang in 93 % bei Erstvorstellung. Eine Therapie (z. B. Hörgeräteverordnung) wurde im Median im Alter von 4 Monaten eingeleitet. Der Anteil an Schwerhörigen unter im Hörscreening auffälligen Kindern war vergleichbar mit dem Bundesdurchschnitt. Für den gesamten Prozess des Hörscreenings entscheidend ist die Qualität des primären Screenings – nicht zuletzt, um Kontrollmessungen und Verzögerungen zu vermeiden.

Abstract

Background Universal newborn hearing screening (UNHS) was established in Germany in 2009. Even compliance was tested in early studies, there is little knowledge regarding the follow-up examination of children with suspected hearing disorder.

Methods A retrospective evaluation was performed in 570 cases of children who failed newborn hearing screening for the years between 2009–2016. Hearing deficiency was defined as having a hearing threshold ≥ 35 dB. Compliance with national guidelines was checked. Every child received brainstem evoked response audiometry (BERA).

Results Permanent hearing disorder was found in 24 %, of whom about half (51 %) had an inner ear hearing loss (of these in 73 % bilateral). Only 27 % of high risk children born in peripheral hospitals were tested immediately by the envisaged automated auditory brainstem response (AABR) method. They often presented tardy, leading to a delayed diagnosis and therapy. Children tracked by the Bavarian health office presented little earlier but had less cases who were lost to follow-up.

Discussion In 93 % a diagnosis was made during first examination and therapy (e. g. prescription of hearing aids) initiated on average within four months age. The rate of deafness corresponded with national averages. The quality of primary screenings is crucial in revealing problems and avoiding delay in dealing with them.



Publication History

Received: 28 June 2019

Accepted: 06 February 2020

Article published online:
04 March 2020

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